Der Brand und Wideraufbau der Grundhofer Kirche

 

DAS  GOTTESWETTER

  Wie in alten Chroniken berichtet wird, » zog am 16. Februar 1756, abends 9 Uhr, mitten im Winter ein ’Gotteswetter’ über Grundhof. Nur ein einziger scharfer Blitzstrahl kam aus der Wolke hernieder und fuhr in den Turm der Kirche. Zuerst entstand nur ein kleines Feuer, das sich aber mit Schnelligkeit vergrößerte. Zum letzten Male sandte die Sturmglocke ihre wehklagenden Töne hinaus in die Dörfer des Kirchspiels. Große Menschenmengen strömten mitten in der Nacht zusammen; aber am Orte des Unglücks angekommen, standen sie ratlos da und mussten untätig zusehen, wie ihr stolzes Gotteshaus von der Gewalt des entfesselten Elementes bis auf die Grundmauern verzehret wurde. Innerhalb von vier Stunden stürzte der Turm, der einer der größten und schönsten der ganzen Umgebung gewesen war, in sich zusammen. Vorher hatte auch das Kirchenschiff Feuer gefangen, so dass fast nichts gerettet wurde außer der Kanzel und einem messingnen Kronleuchter. Alles übrige in der Kirche befindliche Inventarium verbrannte, zuletzt auch die Särge, die in den unter dem Fußboden befindlichen Erbbegräbnissen der adeligen Güter beigesetzt waren. An den nachfolgenden Tagen erlosch nach und nach das Feuer, und nur die Mauern standen, die dazu noch große Sprünge und Risse erlitten hatten.«  

 

EIN ZEICHEN GOTTES

 In der Kirchengemeinde wurde nach dem Brand bekannt, dass der wegen seines pietistischen Glaubens „vertriebene“ Lehrer Asmus Schau, zur Stunde des Kirchenbrandes starb. Viele Gemeindeglieder sahen darin ein drakonisches Gotteszeichen.

 Ein weiteres Gotteszeichen sahen die Menschen in den vier hohen gemauerten Ecken des Turmes, die wie warnend ausgestreckte Finger in den Himmel ragten. Dieser Anblick veranlasste Pastor Ordorff zu einem 25strophigen Epos, in dem er die Zerstörung der Kirche, den Zorn Gottes über Sünden der Einwohner und die notwendige Buße in seiner Art bitter beklagt.  

 

DIE  JUNGFRAU  VOR  DER  KÖNIGIN

 Indes konnte die Gemeinde die Kosten für einen Wiederaufbau zunächst nicht aufbringen. Alle Geldquellen, die man um Beihilfen ersuchte, schienen versiegt zu sein. So verfiel Ordorff auf die Idee sich an die Königin selbst zu wenden. Zumal die Grundhofer Kirche in katholischer Zeit der Jungfrau Maria geweiht war, und das Unglück am Namenstage der Königin Juliana Maria, der Gemahlin König Friedrichs V., geschehen war.  Eine Jungfrau sollte in Gestalt der Jungfrau Maria in Trauerkleidung vor die Königin treten und eine von Ordorff in Reime gefasste Ansprache vortragen und so an ihren Großmut und ihre Hilfe zum Wiederaufbau appellieren. So geschehen am 29. März 1756.

 Einen direkten Erfolg hatte die Bitte an die Königin jedoch nicht. Etwas später  aber stiftete der König 24 Eichen aus seinen Waldungen zum Wiederaufbau, und ordnete eine Kollekte zum Wideraufbau der Grundhofer Kirche in allen Kirchen in den beiden schleswig-holsteinischen Herzogtümern an.   

 

GOTTESDIENSTE  IN  DER  SCHEUNE

 So begann unter wahrlich schwierigsten Bedingungen und unter unsäglichen Mühen, aber im Vertrauen auf Gott, der Wiederaufbau der zerstörten Kirche, die nun dem Stil der Zeit folgend, zu einer barocken Saalkirche umgebaut wurde.

 Pastor Ordorff erlebte allerdings die Fertigstellung seiner Kirche nicht mehr, er starb am 22.04.1757. Seine beiden erwachsenen Kinder, Sohn Friedrich Georg Ordorff und Tochter Adelheid, mussten sofort aus dem Pastorat ausziehen, ihnen wurde das übliche „Gnadenjahr“ nicht gewährt. Die Kirchengemeinde aber rief den beliebten und geachteten Diakon Georg Jordt zurück, der nun die Stelle als Hauptpastor übernahm.

 Eine Scheune des Gutes Lundsgaard diente als Notbehelf für den zerstörten Kirchenraum, hier konnte die Gemeinde gemeinsam ihren Gottesdienst feiern und musste sich nicht auf umliegende Kirchen zerstreuen.   

 

EINE  ELEGANTE  DAME

  Indes kam  der Wiederaufbau unter der Leitung des Baumeisters Wendler aus  Steinberg, in der zweiten Jahreshälfte 1757 gut voran, veränderte aber das Aussehen der alten Kirche. Alle Chor- und Schiffswände wurden etwas erhöht, die Mauern und Kanten wurden durch  große Steinquader verstärkt, das alte Portal an der Nordseite wurde zugemauert, ebenso, wie die alten romanischen Fensteröffnungen. Stattdessen sollten nun große „Bienenkorbfenster“ die Kirche hell machen. 

 Am ersten Weihnachtstag 1757 konnte dann der erste Gottesdienst in der halbwegs wiederhergestellten Kirche gefeiert werden. Pastor Georg Jordt stellte ihn unter das Psalmwort: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein.“

 Doch die Bauarbeiten gingen weiter.  Erst ein Jahr später werden die Arbeiten am Kirchturm beendet, der nun eine Höhe von 32 Metern erreichte.  Zwei weitere Jahre sollte es dauern, bis die Kirche einen Altar erhielt. Der Flensburger Bildschnitzer Friedrich Windekilde schuf Altar und Orgelprospekt ganz im Stil des Rokoko. Sie gaben der Kirche nun etwas Leichtes, Beschwingtes.  Ab 1762 erfolgte dann  der Neubau der Orgel durch Johann Daniel Busch aus Itzehoe. Dabei konnten auch einige der geretteten Pfeifen der alten Orgel wiederverwendet werden.  Mit dem Orgelbauer kam auch der Maler und Vergolder Ludwig Müller nach Grundhof, der die stattliche Anzahl der Emporenbilder schuf.  Damit waren die vielen Arbeiten endlich beendet und aus einer einfachen Dorfschönheit war eine elegante Dame geworden.

 Am 31.07.1763, konnte mit einem großen Festgottesdienst die Einweihung der wiederhergestellten Kirche begangen werden. Die Predigt hielt Hauptpastor Georg Jordt, schließlich war es sein Verdienst, dass die Kirche trotz allem Mangel in kurzer Zeit wiedererstehen konnte.

 

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